Chinas Sozialpunkte
Die Chinesen sind ein seltsames Volk. Damit es ihnen leichter fällt, sich an Regeln zu halten entwickelten ihre Staatsdiener ein Punkte-System. Bei Rot über die Ampel gehen ist z.B. ein Minuspunkt.
Ist das ein Versuch der Regierung ein Art Herdenimmunität gegen Individualismus oder auch Egoismus zu entwickeln? Glaubt man den Bildern aus China im deutschen Fernsehen, ist das gelungen. Sie vermitteln den Eindruck einer großen konformen Menschenmasse. Wir ahnen aber, dass sie durchsetzt von beeindruckend wirkenden Rebellen sind. Denn wir kennen Ai WeiWei. Der schaffte es sogar dass das Münchner Haus der Kunst um dort seine riesigen Wurzeln ausstellte. Starke Individuen werden in China anscheinend nicht bewundert, sondern leben gefährlich. Wir müssen Individualität verteidigen. Wer dort gefährlich lebt erhält unsere Wertschätzung.
Wären wir mit so einem Punktsystem auch schnell so gleichförmig und brav?
Was wäre wenn die Bevölkerung der ganzen Welt eine Masse wäre? (Für einen Ausserirdischen sind wir das wahrscheinlich schon.)
Alle die gleichen Regeln, den gleichen Weg zur Arbeit, die gleichen Werte, das gleiche Belohnungssystem?
Es gibt doch trotzdem noch Männer und Frauen. Kann man deren Werte und Belohnungssysteme so gleichschalten, dass sie funktionieren?
„Lieber Heinz, wenn du jeden Tag die Küche aufräumst, gesundes und leckeres Essen für alle kochst, bekommst du die Anerkennung deiner Schwiegermutter und zu Weihnachten ein neues Kleid“ Funktioniert das auch bei Sabine? Wie ist das bei den Chinesen?
Lassen sie den Frauen den Vortritt beim „beim Rot über die Strasse gehen“? „Bitte nach Ihnen, meine Dame“ und sie geht los und Peng, schon wieder ein Minuspunkt auf ihrer Liste.
Kann das so eine Art Volkssport werden? Andere zu verführen bei Rot über die Ampel zu gehen? Wird man als Regimegegner identifiziert, weil man immer wieder auf solche Tricks reinfällt?
Was könnten wir von den Chinesen lernen?
Wir könnten Wettbewerbe veranstalten in denen wir Pluspunkte und Privilegien gewinnen.
Aber natürlich auf unsere Art. Wir bilden einen Gegenpol. Bei uns werden die belohnt, die am schnellsten auf der anderen Straßenseite sind, die egal ob Rot oder Grün, notfalls auch über Leichen gehen.
Jeder Vermieter würde einem dieser Gewinner sein Haus anvertrauen, muss er aber nicht, denn ein Gewinner kauft sich Häuser.
Vielleicht ist das bei den Chinesen auch so? Wer sind denn die, die diesen Bravsein-Wettbewerb erfunden haben?
Die Jungs und Mädels hinter den Kulissen?
Durch dieses Bravsein-Spiel verhindern sie natürlich geschickt, dass die Chinesen schon von klein auf die wirklichen, damit meine ich unsere, Regeln lernen. Die lernen anscheinend dort Gleich-Sein.
Bei uns lernt jedes Kind Besser-Sein. Gute Eltern wissen, dass es hilft, wenn man nachhilft. Der, der schon in der Schule rausfindet, das sein Mobiltelefon die Prüfungsfragen besser beantwortet und versteht das auch zu nutzen, der lernt sozusagen ergebnisorientiert und hat das Zeug zum Gewinner.
Gibt es noch was für uns brauchBARES bei den Chinesen?
Lassen wir die Geschäfte beiseite und gehen in die tiefe Vergangenheit, zurück zu den Wurzeln, wie Ai Weiwei.
TAO ohne zu antworten birgt es in sich die Antwort auf alles.
Vielleicht lassen wir es zu, dass uns das TAO inspiriert. Nur ein bisschen, so wie wir ein bisschen Raum zwischen unserem Einatmen und Ausatmen lassen, wenn wir entspannt und ruhig sind.
Ingrid Huch-Hallwachs