“Die Angst ließ sich durchs Schreiben zähmen” (Herta Müller)
In den letzten Jahren wurde viel über die therapeutische Wirkung des Schreibens geforscht. Was schon jedes Kind, das seine Geheimnisse dem Tagebuch anvertraut, bemerkt hat, ist endlich wissenschaftlich nachgewiesen. Hier ein paar Tipps:
Expressives Schreiben kann Depressiven helfen, weniger zu grübeln. Menschen, die Schreckliches erlebt haben, überwinden mit den bestimmten Schreibübungen leichter eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch gegen Prüfungsangst helfen Papier und Stift: Die Psychologen Gerardo Ramirez und Sian Beilock baten beispielsweise Studenten, vor einem Mathetest ihre Ängste aufzuschreiben. Obwohl oft empfohlen wird, sich vor einer Prüfung auf gutes Gelingen einzustimmen, half es gerade Probanden mit starker Prüfungsangst, wenn sie Sätze aufschrieben wie “Ich habe verdammte Angst, dass ich Fehler mache und versage”. Sie fürchteten sich weniger und schnitten im Schnitt sogar besonders gut ab. mehr: Quelle Die Zeit
In Fachkreisen wird oft kritisiert, dass es zwischen kreativem, biografischem und therapeutischem Schreiben keine klaren Grenzen gäbe. Aber vielleicht ist schon die Bedeutung der Attribute „kreativ“ und „biografisch“ im Zusammenhang mit Schreiben unpräzise. Deshalb finde ich die ganz simple und weit gefasste Definition am besten: Therapeutisches Schreiben trägt zur Persönlichkeitsentwicklung und zu mehr Wohlbefinden bei. Kreatives Schreiben kann bei richtigem Einsatz immer auch therapeutisches Schreiben sein. Ja, schreiben hilft Klarheit zu gewinnen und Gedanken zu ordnen. Schreiben kann Distanz schaffen zu emotional schwierigen Themen und Schreiben bringt größere emotionale Nähe zu anderen Menschen.
Jeder hat beim Schreiben im Tagebuch, in E‑Mails oder in Briefen schon erfahren, wie sehr schreiben erleichtern kann. So kann eigentlich jeder intuitiv ganz für sich ganz allein schon therapeutisch schreiben. Doch in einer Gruppe zu schreiben, wie in meinen Online-Schreibabenden, das ist noch etwas ganz anderes.